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Technologieradar: Der Kompass für zukunftsorientierte Unternehmen

Der Technologieradar unterstützt Unternehmen dabei, relevante technologische Entwicklungen zu identifizieren, zu bewerten und in ihre Geschäftsstrategie zu integrieren. Dieser sollte vom Verwaltungsrat angestossen und in enger Zusammenarbeit mit dem operativen Team regelmässig weiterentwickelt werden. Wir erläutern, wie Sie einen solchen Radar entwickeln und wie er eingesetzt wird.

Von Kevin D. Klak und Laurent Gachnang

Die Notwendigkeit eines Technologieradars wird durch aktuelle Statistiken unterstrichen. Laut einer Studie von Gartner werden bis 2025 etwa 75% der Unternehmen von traditionellen zu digitalen Geschäftsmodellen wechseln. Dieser Wandel erfordert nicht nur ein tiefes Verständnis aktueller Technologien, sondern auch die Fähigkeit, zukünftige Entwicklungen vorherzusehen und sich darauf vorzubereiten. Eine weitere Untersuchung von Accenture zeigt, dass Unternehmen, die frühzeitig in neue Technologien investieren und diese erfolgreich implementieren, im Durchschnitt eine um 25% höhere Gewinnmarge erzielen als ihre weniger technologieaffinen Wettbewerber.

Trotz dieser eindeutigen Zahlen verfügen laut einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom nur etwa 40% der deutschen Unternehmen über einen strukturierten Prozess zur Beobachtung und Bewertung neuer Technologien. Dies verdeutlicht eine erhebliche Lücke zwischen der Notwendigkeit und der tatsächlichen Umsetzung von Technologieradars in der Unternehmenspraxis.

Was genau ist ein Technologieradar?

Ein Technologieradar ist ein systematisches Instrument zur Erfassung, Analyse und Visualisierung von technologischen Trends und Entwicklungen. Er dient als strategisches Werkzeug, um Unternehmen dabei zu unterstützen, relevante Technologien frühzeitig zu erkennen, deren Potenzial einzuschätzen und fundierte Entscheidungen über Investitionen und Implementierungen zu treffen. Der Technologieradar besteht typischerweise aus mehreren konzentrischen Kreisen, die verschiedene Zeithorizonte oder Reifegrade von Technologien darstellen. Im Zentrum befinden sich etablierte Technologien, die bereits im Unternehmen eingesetzt werden. In den äusseren Kreisen werden aufkommende und zukunftsweisende Technologien platziert, die für das Unternehmen in Zukunft relevant werden könnten. Die Technologien werden oft in verschiedene Kategorien wie «Beobachten», «Evaluieren», «Testen» und «Einsetzen» eingeteilt.

Abbildung 1: Beispiel eines Technologieradars

Warum ist ein Technologieradar unverzichtbar?

1. Frühzeitige Erkennung von Chancen und Risiken

Ein gut strukturierter Technologieradar ermöglicht es Unternehmen, technologische Trends frühzeitig zu erkennen und deren potenzielle Auswirkungen auf das eigene Geschäftsmodell zu bewerten. Dies verschafft einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil, da Unternehmen proaktiv auf Veränderungen reagieren und Innovationen vorantreiben können, bevor sie von der Konkurrenz überholt werden.

Beispiel: Ein mittelständisches Produktionsunternehmen erkannte durch seinen Technologieradar frühzeitig das Potenzial von 3D-Druck-Technologien. Durch rechtzeitige Investitionen und Schulungen konnte es seine Produktionsprozesse optimieren und neue, individualisierte Produkte anbieten, lange bevor der Markt nachzog.

2. Fundierte Entscheidungsgrundlage für Investitionen

Der Technologieradar bietet eine solide Basis für strategische Investitionsentscheidungen. Durch die systematische Bewertung und Priorisierung von Technologien können Unternehmen ihre begrenzten Ressourcen gezielt in die vielversprechendsten Bereiche lenken und kostspielige Fehlinvestitionen vermeiden.

3. Förderung einer innovativen Unternehmenskultur

Die Einführung und regelmässige Nutzung eines Technologieradars fördert eine Kultur der Innovation und des kontinuierlichen Lernens im Unternehmen. Mitarbeiter werden ermutigt, sich mit neuen Technologien auseinanderzusetzen und deren Potenzial für das Unternehmen zu erkunden. Dies kann zu einer gesteigerten Motivation und Kreativität in der Belegschaft führen.

4.Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit

In einer zunehmend digitalisierten Wirtschaft ist technologische Kompetenz ein entscheidender Wettbewerbsfaktor. Unternehmen, die mithilfe eines Technologieradars stets über aktuelle und zukünftige technologische Entwicklungen informiert sind, können flexibler auf Marktveränderungen reagieren und innovative Produkte oder Dienstleistungen schneller auf den Markt bringen.

5.Risikominimierung

Neben der Identifikation von Chancen hilft der Technologieradar auch dabei, potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen. Dies können beispielsweise disruptive Technologien sein, die das bestehende Geschäftsmodell bedrohen, oder regulatorische Änderungen, die den Einsatz bestimmter Technologien einschränken könnten.

Wie implementiert man einen effektiven Technologieradar?

Die Einführung eines Technologieradars erfordert eine systematische Herangehensweise und die Einbindung verschiedener Unternehmensbereiche. Hier sind die wichtigsten Schritte zur Implementierung:

1. Definieren Sie klare Ziele und den Fokusbereich

Legen Sie fest, welche spezifischen Ziele Sie mit dem Technologieradar erreichen möchten und welche Technologiebereiche für Ihr Unternehmen besonders relevant sind. Dies könnte beispielsweise die Verbesserung der Kundenerfahrung, die Optimierung von Produktionsprozessen oder die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle sein.

2. Etablieren Sie ein interdisziplinäres Team

Bilden Sie ein Team aus Mitarbeitern verschiedener operativer Abteilungen wie IT, Forschung und Entwicklung, Marketing und Strategie. Auch Delegierte des Verwaltungsrats sollen hier eingebunden werden. Lassen Sie zudem eine externe Person als Moderator*in zu. Diese Vielfalt an Perspektiven ermöglicht eine ganzheitliche Betrachtung und Bewertung von Technologien.

3. Entwickeln Sie eine Methodik zur Technologiebewertung

Erarbeiten Sie klare Kriterien und Prozesse zur Bewertung von Technologien. Dies kann Faktoren wie Marktreife, Relevanz für das Unternehmen, Implementierungsaufwand und potenziellen ROI umfassen.

4.Nutzen Sie vielfältige Informationsquellen

Beziehen Sie Informationen aus verschiedenen Quellen wie Fachpublikationen, Konferenzen, Start-ups, Forschungseinrichtungen und Branchenexperten. Auch die Zusammenarbeit mit Universitäten oder die Teilnahme an Innovationsnetzwerken kann wertvolle Einblicke liefern.

5.Visualisieren und kommunizieren Sie die Ergebnisse

Erstellen Sie eine anschauliche Darstellung Ihres Technologieradars und kommunizieren Sie die Ergebnisse regelmässig im Unternehmen. Dies fördert das Verständnis und die Akzeptanz für technologische Innovationen auf allen Ebenen.

6.Regelmässige Aktualisierung und Anpassung

Technologische Entwicklungen sind dynamisch. Überprüfen und aktualisieren
Sie Ihren Technologieradar in regelmässigen Abständen, um sicherzustellen,
dass er stets aktuelle und relevante Informationen liefert.

7. Integration in den Strategieprozess

Verankern Sie den Technologieradar fest in den strategischen Planungsprozess des Verwaltungsrats. Die gewonnenen Erkenntnisse sollten direkt in die Entwicklung von Geschäftsstrategien und Innovationsinitiativen einfliessen.

Herausforderungen bei der Implementierung eines Technologieradars

Trotz der offensichtlichen Vorteile stehen Unternehmen bei der Einführung und Nutzung eines Technologieradars vor einigen Herausforderungen:

  1. Informationsüberflutung: Die schiere Menge an verfügbaren Informationen über neue Technologien kann überwältigend sein. Es ist entscheidend, effektive Filter- und Priorisierungsmechanismen zu entwickeln.
  2. Fehlende Expertise: Nicht alle Unternehmen verfügen über das notwendige Know-how, um komplexe technologische Entwicklungen adäquat zu bewerten. Hier kann die Zusammenarbeit mit externen Experten hilfreich sein.
  3. Widerstand gegen Veränderungen: Die Einführung neuer Technologien kann auf Widerstand in der Belegschaft stossen. Eine offene Kommunikation und die Einbindung der Mitarbeiter in den Prozess sind entscheidend für den Erfolg.
  4. Ressourcenbeschränkungen: Kleinere Unternehmen haben oft nicht die Ressourcen, um einen umfassenden Technologieradar zu betreiben. Hier können fokussierte Ansätze oder die Nutzung externer Dienstleistungen Abhilfe schaffen.
  5. Kurzfristiges Denken: Der Druck, kurzfristige Geschäftsziele zu erreichen, kann dazu führen, dass langfristige technologische Entwicklungen vernachlässigt werden. Es ist wichtig, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen kurz- und langfristigen Perspektiven zu finden.

Fazit: Der Technologieradar als Schlüssel zum Erfolg

In einer Welt, in der technologische Kompetenz zunehmend über Erfolg oder Misserfolg entscheidet, ist der Technologieradar nicht länger ein optionales Werkzeug, sondern eine strategische Notwendigkeit. Unternehmen, die dies erkennen und handeln, werden besser gerüstet sein, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern und langfristigen Erfolg zu sichern.

Erfolg mit einem Technologieradar

  • Wettbewerbsvorteile durch frühzeitige Adoption neuer Technologien erzielen
  • Risiken minimieren und fundierte Investitionsentscheidungen treffen
  • Eine Kultur der Innovation und des kontinuierlichen Lernens fördern
  • Flexibler auf Marktveränderungen reagieren und neue Geschäftsmöglichkeiten erschliessen

Die Einführung eines Technologieradars sollte daher nicht als einmaliges Projekt, sondern als kontinuierlicher Prozess verstanden werden, der fest in der Unternehmenskultur und -strategie verankert ist. Nur so können Unternehmen sicherstellen, dass sie stets am Puls der technologischen Entwicklung bleiben und die Chancen der digitalen Transformation voll ausschöpfen.

Letztendlich ist der Technologieradar mehr als nur ein Instrument zur Technologiebeobachtung – er ist ein Kompass, der Unternehmen durch die komplexe und sich ständig wandelnde Landschaft der digitalen Ära navigiert und ihnen hilft, den Kurs in Richtung einer erfolgreichen und innovativen Zukunft zu setzen. Indem der Verwaltungsrat die Bedeutung eines Technologieradars erkennt, kann er sicherstellen, dass das Unternehmen technologisch gut aufgestellt ist und proaktiv auf Veränderungen reagieren kann, anstatt nur auf Marktentwicklungen zu reagieren. Dies unterstützt die nachhaltige Sicherung der Unternehmensziele und des Wachstums.

Ausblick auf die kommenden Ausgaben
Ausgabe Monat
Nr. 5 Mai 2025 Kultur – Werte im Wandel
Nr. 6 Juni 2025 Geschäftsmodell – Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit
Nr. 7 Juli/August 2025 Diversität – Vielfalt schafft Fortschritt

Kevin D. Klak

Kevin D. Klak ist Gründer und Geschäftsführer der Digitalrat GmbH. Ein Netzwerk von Digital-Experten, welche Unternehmen aus Handel und Industrie im Spannungsfeld der digitalen Transformation unterstützt. Sei es in der strategischen Konzeption oder deren praktischer Umsetzung. www.digitalrat.ch

Laurent Ph. Gachnang

Mit langjähriger Erfahrung im Verlagswesen sowie Marketing und Kommunikation in unterschiedlichen Branchen begleitet Laurent Ph. Gachnang Unternehmen bei der Optimierung komplexer Geschäftsprozesse und der Entwicklung als auch Umsetzung innovativer Strategien. www.digitalrat.ch

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